Claudias Kinoempfehlungen im Mai
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Die Bäume schlagen weniger aus als die Menschen. Immerhin gibt es auch ein paar Tipps, um seine Frühlingsaggression zu überwinden.
EINSAMKEIT UND SEX UND MITLEID
AB 04.05. // CASABLANCA, CINECITTA, MANHATTAN
Einsamkeit und Sex und Mitleid sind die drei Zutaten der Liebe, mehr ist es nicht. Behauptet ein Episodenfilm und erzählt vom Start weg krasse Begebenheiten im eigenen Stil. Tolle, klare Bilder, ein bisschen Kunst und Hammerlicht sind feine Kulisse, in der Nebensächlichkeiten zum Ereignis werden. Menschen rasten aus, lügen, schweigen und machen sich das Leben zur Hölle. Manchmal zeigt der Regisseur ihre Traurigkeit, Erbärmlichkeit und ihre Schönheit. Ein Dominostein fällt in Zeitlupe, dann berührt er den nächsten und dieser ist dran mit seinem Fall. So unaufgeregt ist die Struktur, trotzdem sind Dinge verwoben, denn Leute haben verschiedene Seiten. Dieses Kinofest erzählt viel Zwischenmenschliches neu und ist für mich Nachfolger von Robert Altman's „Short Cuts“, dem Prototyp des Episodenfilms aus dem Jahr 1994. Für einen deutschen Film ist die Produktion nicht nur ungewöhnlich, sondern wenig konsensfähig – daher hatten die Macher lange zu tun, Geldgeber zu finden. Und auch wenn das Ende an „Magnolia“ erinnert, nenne ich das „weitere Referenz“. Die Entdeckung des Frühjahres!
5 FRAUEN
AB 04.05. // CINECITTCA
Bruce Willis spielte mal in einem Scheidungsfilm mit seinen Kindern das High/Low-Spiel. Jeder erzählte sein Hoch und sein Tief des Tages. Das Hoch hab ich schon, Jetzt zum Tief. Fünf Frauen treffen sich in einem Sommerhaus, wo aus Versehen ein Mord passiert. Fasst man den Film so zusammen, weiß man gleich: Finger weg. Bei diesem Treffen in Südfrankreich ist nur das Haus schön. Und dass die aneinander desinteressierten Damen einen nächtlichen Besucher zu Tode prügeln, macht die Angelegenheit nicht besser. Die Chemie zwischen den Cha-rakteren rotiert stabil um den Nullpunkt. Worum geht es? Darum, die Leiche wegzuschaffen, oder wer den gutaussehenden Bruder/Komplizen des Toten abkriegt, der sich im Haus einquartiert? Das ist nicht mehr als hanebüchener Erotikmüll und ein sehr schlechter Film. Hätte ich besser die „Jahrhundertfrauen“ mit Annette Benning als alleiner-ziehende Mutter gewählt. Wenn's was mit Frauen sein soll, dann nehmt ab 18. Mai den.
EIN TAG WIE KEIN ANDERER
AB 11.05. // CASABLANCA, BABYLON
Sie müssen mit dem Tod ihres Sohnes umgehen. Und dass es keine Vorschrift dafür gibt, wie man das macht, zeigt die israelische Tragikomödie EIN TAG WIE KEIN ANDERER. Die Shiva, die sieben verordneten Trauertage, sind vorbei, doch der Vater – gespielt von einem wunderbaren Schauspieler namens Shai Avivi - hat keine Ahnung wie er weitermachen soll. Freilich zeigt das ein Mann nicht. Wir begleiten ihn bei seinem sinnlosen Tun. Im Krankenhaus will er die Decke seines Sohnes holen und kommt mit einer Tüte hochwirksamen Stoffes zu-.rück, aus dem man eben das bauen kann, Tüten. Skurrile Ideen sind so brillant inszeniert, dass sie richtig zum Lachen bringen können und Sekunden später gibt es eine knallharte Erinnerung an die Realität. Der Film hilft, dass einem nicht mehr alles egal ist. Eine schöne Eigenschaft.
RESTE MEINES LEBENS
AB 25.05. // CINECITTA
Ich mag Menschen mit komischen Berufen. Ein Hörbuchbiograph nimmt die Lebensgeschichte kranker Menschen auf, als Erinnerung für die Angehörigen. Schimon ist um die 30, liebt Töne und Musik, hat schon als Kind ständig mit dem Kassettenrekorder Aufnahmen gemacht. Er ist ausgewandert, hat ein Loft in Amerika und seine Frau erwartet ein Kind. Eine Verkettung schlimmer Zufälle setzt den Künstler vom Glückshügel zurück auf den harten Boden, als Witwer – der seinen Weg in seinem deutschen Kinderzimmer fortsetzt. Der Regisseur erzählt erst einen Teil der Ereignisse, später den Rest. Dies gelingt ihm zweimal glaubwürdig, auch wenn die Dinge völlig verrückt sind, noch mehr als bei „Einsamkeit und Sex und Mitleid“. Ein derart gewagtes Hin und Her zu erzählen, verdient höchsten Respekt, dafür steht Kino.
TU NICHTS BÖSES
AB 29.05. // FILMHAUS KINO
Zwei unterschiedliche Freunde, einer mit einem klaren Hang zur Aggression und einem großen Herz für Drogen, beide im Geschäft als Kleinkriminelle. Als derjenige, der auf weite Entfernung als der Gute zu erkennen ist, ehrlich wird, fangen die Probleme in diesem italienischen Drama erst richtig an. Mit ehrlicher Arbeit lässt sich nicht gut Geld verdienen, das war wohl auch schon im Rom der Neunziger Jahre der Fall. Dennoch versuchen beide sauber zu werden, jeder auf seine Art, mit Frau (und Kind), ein kleines, glückliches Leben zu führen. Doch das ist so eine – leider nicht besonders spektakuläre – Geschichte, bei der man schnell fühlt, dass es nicht gut ausgeht.
YOU'LL NEVER WALK ALONE
AM 30.05. // CASABLANCA MIT FILMGESPRÄCH
Im Zuge des Anschlags auf den BVB-Bus mag eine Doku mit diesem Titel mehr Publikum finden und zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Doch Fußballfans, die Einsichten in den Verein erhoffen, der zu jedem Heimspiel die Liverpooler Hymne spielt, werden enttäuscht. Zwar führt BVB-Fan Joachim Krol charmant durch die Story, doch es geht mehr um Kunst und Kultur als um Fußball. Also mehr um die Geschichte des Songs als um Borussia Dortmund. Be warned.
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