So ein Theater ... im April

SAMSTAG, 1. APRIL 2017

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Doubletten in den Programmangeboten von dicht nebeneinander existierenden Theatern können zweierlei sein – Planungs-Desaster oder bereichernde Interpretations-Alternativen. Nehmen wir letzteres; das ist die sympathische Möglichkeit. Zwischen Nürnberg und Erlangen sind derzeit drei Ensembles an diesem temporären Deutungswettkampf beteiligt:

Max Frischs modernen Klassiker „Biedermann und die Brandstifter“ gibt es im Markgrafentheater grade noch und er wird in den Nürnberger Kammerspielen bereits geprobt. Marius von Mayenburgs Berliner Prenzlberg-Satire „Stück Plastik“ war kürzlich am Gostner Hoftheater ein riesiger Erfolg (Wiederholung im Herbst) und kommt nun in Erlangen nach Hausmacher Art. Das grosse Publikum der Region könnte eher vom neuen Handlungsballett „Don Quijote“ angezogen sein – und wird im fröhlichen Staatstheater natürlich kichernd den Stuben-Anarchismus der Sprachfehler-Klamotte „Pension Schöller“ stürmen. Ganz nebenbei: eine frisch geschriebene Szene über Donald Trump in „Life is loading“ hat auch Uraufführung. Im April treiben es die Bühnen also wieder mal bunt:

WELTVERBESSERER GEGEN HERZERLFRESSER
Theaterwegweiser für April von Dieter Stoll

STAATSTHEATER NÜRNBERG

PREMIERE. Des Spartenchefs Goyo Montero demonstrativer Abstand vom populären Handlungsballett mit dem angekoppelten Bekenntnis zum puren Tanz ohne würgenden Story-Strang war denn doch nur eine kunstbeflissene Geste auf Zeit. Jetzt nimmt er mit DON QUIJOTE wieder die Spuren der weltliterarischen „Himmelsstürmer und Freigeister“ auf, die er bei diversen Literatur-Adaptionen der letzten Jahre (Romeo und Julia, Carmen, Don Juan, Faust, Cyrano) zur Freude der Publikumsmehrheit mehr oder minder schatzgräberisch setzte. Dass der Cervantes-Klassiker um den Ritter von der traurigen Gestalt, dessen Kampf gegen Windmühlenflügel zu den deutungsoffenen Standard-Metaphern gehört, erstklassiges Bühnenfutter ist, steht längst fest: Es gibt sehr alte und ziemlich moderne Opern davon, ein gefühliges Broadway-Musical und seit dem Petipa-Ballett von 1871 weitere ungezählte Tanz-Interpretationen. Der Nürnberger Chefchoreograph will ausdrücklich ans letzte Werk „Latent“ andocken, wenn er auf seine versonnen artistische Art den Zusammenprall von Traum und Realität nacherzählt, die Frage jedes Lesers/Zuschauers einkreist, ob er es denn nun mit einem abgehobenen Idealisten oder einem taumelnden Narren zu tun hat. Wo könnte man schöner taumeln als im Ballett! Komponist Owen Belton, der schon beim „Cyrano“-Tanz mit am Soundteppich knüpfte, hatte diesmal den weitergehenden Auftrag für eine komplette, im Studio umgesetzte Tonspur-Partitur.
Es entstand also auch ein Theaterstück im traditionellen Sinn. Freilich wollen beide, der Choreograph wie der Musiker, dabei einen weiten Rundblick über die Literatur- und Kunstgeschichte wagen. Eins ist sicher: Der neue Quijote trägt Jahrhunderte im Gepäck.
Premiere: 22. April, weiterer Termin: 28. April, dann wieder ab 12. Mai im Opernhaus.

PREMIERE. Es lebe der Sprachfehler als Quell unbeschränkter Heiterkeit. Im Klamauk-Modellfall PENSION SCHÖLLER von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs steckt der Auslöser zum Schenkelpatschen schon darin, dass bei einem angehenden Schauspieler namens Klapproth beim Zungenschnackeln immer ein „n“ kommt, wo das „l“ stehen sollte, und dieser „Knapproth“ also in „knassischer“ Partie beim Rezitieren wehklagt, ihm sei „eine Fniege in den Hans gefnogen“.  Außerdem wird die Pension, in der er lebt, versehentlich für eine Nervenheilanstalt gehalten, weil ja alle irgendwie irre wirken. Das galt bis vor circa 20 Jahren als sinnfreies Juckpulver-Drama, bis der (noch relativ junge) wilde Frank Castorf an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz attackierende Texte von Heiner Müllers „Schlacht“ in die Kalauer-Turbulenz montierte, die Darsteller auf Zentnern von Kartoffelsalat dahingleiten ließ und eine echte Riesenschlange als Stola integrierte. Eine inzwischen mächtig verklärte Legende.
In der Nürnberger Inszenierung, immerhin von der aufstrebenden Bernadette Sonnenbichler inszeniert (vorher in Düsseldorf und Frankfurt, hinterher mit Hermann Hesses „Steppenwolf“ in Heidelberg), dürfte es wohl auch ein wenig sinnstiftend, aber bestimmt nicht halb so deftig zugehen. Pius Maria Cüppers ist der abenteuersüchtige Provinz-Onkel, dem sein Neffe (Philipp Weigand) den ganz normalen Wahnsinn einer gutbürgerlichen Herberge als „Irrenhaus“ verkauft. Erwartet wird eine weitere Trainingseinheit für die Lachmuskulatur, mit oder ohne Falltüren. Es geht natürlich auch ohne – ältere Kinofreunde erinnern sich (vielleicht schaudernd, vielleicht kichernd) an eine Lustspiel-Verfilmung mit Rudolf Vogel, Boy Gobert und Ursula Herking.
Premiere: 23. April, weitere Termine: 25./28./30. April im Schauspielhaus.

PREMIERE. Wenn es der Besetzungszufall so will und trotz Vorbereitung von anderen Premieren plötzlich zwei der wichtigsten Protagonisten des Ensembles frei sind, muss man wohl kurzfristig ein Stück für sie und ihr Publikum finden. Wie gut, wenn ein besonders Gelungenes herumliegt. Für bzw. mit Adeline Schebesch und Michael Hochstrasser ist Lot Vekemans drastisch tragischer Dialog GIFT. EINE EHEGESCHICHTE, wo sich ein Paar nach zehn Jahren Trennung noch einmal fetzt, außerplanmäßig angesetzt (siehe auch Kultur-Kommentar). Christina Gegenbauer erweitert das stattliche Sortiment von Gastregisseurinnen in Nürnberg.
Premiere: 28. April, weitere Termine 10./20./30. Mai in den Kammerspielen.

PREMIERE. Der seit dem Vorjahr in Nürnberg stationierte Internationale Dramenwettbewerb TALKING ABOUT BORDERS, der über Grenzen hinweg reden und dabei jedes Jahr neu Autoren eines wechselnden osteuropäischen Landes entdecken will, hatte 2016 die polnische Literaten-Szene im Blick. Das Dramatiker-Paar Mariusz Wiecek/Jerzy Wojcicki, Schulkameraden aus gemeinsamen Danziger Zeiten (Wiecek eher Lyriker, Wojcicki ursprünglich Kabarettist) und in Polen auch für TV- und Internet-Serien im Einsatz,  wurde von der Jury zum Sieger erklärt und ihr Stück LIFE IS LOADING bekam dafür die Uraufführungszusage im Experimentierrahmen der BlueBox.
Julia Prechsl inszeniert die „verstörende Odyssee durch die Untiefen des Internet“, wo schon die Frage nach der Existenz des eigenen Facebook-Account zur Überlebensstrategie gehört. Die Autoren, die der Entwicklung zum „virtuellen Wilden Westen“ die Stirn bieten und die sozialen Medien als zunehmend unkontrollierbaren Tummelplatz für Verhaltensgestörte sehen, konfrontieren die vorgegaukelte Scheinwelt mit der Realität. Wie stark sie sich in die Thematik vertieften, zeigt ihr (vom Nürnberger Theater gern erfüllter) Wunsch, das bereits preisgekrönte Stück mit einer Szene über „Fake-News“ und „alternative Fakten“ zu ergänzen. Sie sprechen dabei ganz konkret die pöbelnde Twitter-Tyrannei von Mr. President Donald Trump an.
Josephine Köhler, Bettina Langehein, Janco Lamprecht und Daniel Scholz spielen den brisanten Stoff im Quartett.
Premiere: 13. April, weitere Termine: 19./22./30. April in der BlueBox.

PREMIERENFRISCH. Bei der Entscheidung, ob er Gerhart Hauptmanns Tragikomödie DIE RATTEN, die vor gut hundert Jahren zur Ehrenrunde des letztmals siegreichen Naturalismus ansetzte, tränenreich oder lachhaft finden soll, hat der Regisseur Sascha Hawemann (zuvor machte er hier Millers „Tod eines Handlungsreisenden“) den Scherzkeks in sich entdeckt. Die Kernstory in der bröckelnden Mietskaserne, wo die Putzfrau John (Julia Bartolome, bei der Premiere besonders gefeiert) in aggressiver Verzweiflung ihr verstorbenes Baby mit Kidnapping-Gewalt durch das Neugeborene eines noch ärmeren Dienstmädchens ersetzt, muss im wiehernden Gelächter zerbröseln, ehe ein Schatten über die Trümmer des Gewissens fällt. In den Vordergrund drängt die Nebenhandlung um den hohl tönenden Theaterdirektor, hier ein Geschöpf aus der Phantasie von Kantinenwitzbolden. Dauert drei Stunden und kann zwischendrin im größten Jux ganz schön nerven.
-- Mit der Deutschland-Premiere von Patrick Marbers DER ROTE LÖWE hat Schauspieldirektor Klaus Kusenberg seine latente Vorliebe für britischen Boulevard mit leichtem Tiefgang erneut bestätigt. Das Kicker-Drama im Provinzverein, wo ein überfordertes Talent zwischen ehrgeizigem Trainer und vereinstreuem Zeugwart fast zerrieben wird, ist ein gutmütiger Text, der auch Sentimentalität nicht fürchtet. Absolut sehenswert aber die Schauspieler Marco Steeger, Frank Damerius und Frederik Bott, vom Regisseur liebevoll diskret durchs Soap-Format gelenkt. -- Eine wahre Geschichte als Vorlage für gedankenschwere Schicksalsbewältigung, die schon den halben Globus umkreiste: Die Nürnberger Europa-Erstaufführung des australischen Stückes BLACK BOX 149 spielt in Kuwait 1990. Dort marschierten Saddam Husseins Truppen, unbeeindruckt vom Protest der freien Welt, ein. Willkürlich stoppten sie dabei einen ganz normalen Linienflug der British Airways, nahmen Mannschaft und zivile Passagiere in Geiselhaft und demonstrierten so ihre Macht gegen alle Vernunft der UN-Diplomatie. Autorin R. Johns holt in seinem 2012 in Melbourne uraufgeführtem Psychothriller den später befreiten Piloten zurück in die Fragmente der Trauma-Erinnerung. Heimo Essl spielt diese gebrochene Figur in Regie von Christian Papke.
Termine: Die Ratten (1./5./8./15./26. April im Schauspielhaus) -- Der rote Löwe (1./2./8./26. April in den Kammerspielen) --  Black Box 149 (3./23. April in der BlueBox).

COMEBACK. Ehe es ins 18-stündige Zyklen-Marathon geht, kommen für je zwei Vorstellungen die beiden größten Teile mit der zweiten Hälfte von Richard Wagners RING DES NIBELUNGEN bei jeweils knapp fünf Stunden in den Spielplan zurück: Mehrere Umbesetzungen in Georg Schmiedleitners vieldiskutierter Inszenierung, aber auch die beruhigende Wiederkehr fester Größen. GMD Marcus Bosch dirigiert erneut SIEGFRIED und GÖTTERDÄMMERUNG. Der als Entdeckung umjubelte Bassbariton Antonio Yang bleibt als Wanderer/ Wotan und Götterdämmerungs-Alberich, die „Hochdramatische“ Rachael Tovey ist wieder Brünnhilde bis zum Twitter-Finale. Ihren Wunschhelden bekommt sie geteilt: Vincent Wolfsteiner ist inzwischen an die Frankfurter Oper gewechselt, hat aber immerhin Zeit für ein Dacapo seiner grandiosen Leistung am jungen „Siegfried“, während in der „Götterdämmerung“ der in Mannheim und Dresden engagierte Tenor-Kollege Jürgen Müller heldenhaft einspringt.
Termine: Siegfried (9./16. April) -- Götterdämmerung (30. April, dann wieder 14. Mai) im Opernhaus.

LETZTER AUFRUF. Ein Jammer, dass eine hundertjährige Oper mit dem unbestreitbaren Gütesiegel der Ewigkeit trotz ihrer heute geradezu anschmiegsam wirkenden Musik im Nürnberger Abonnenten-Spielplan als Risiko einzustufen ist. Der grandiose Jochen Kupfer in der Titelrolle von Alban Bergs WOZZECK, dominierend in Georg Schmiedleitners etwas zu grob zupackender Regie-Vergegenwärtigung, von der Staatsphilharmonie unter Gábor Káli delikat umschwärmt, verschwindet mit der  Vorstellung Nr. 6. Schade!
-- Aber auch Rossinis jeder modernen Zündung unverdächtiges Belcanto-Bömbchen DIE ITALIENERIN IN ALGIER, von der mit Comedy-Schablonen stets gut ausgerüsteten Gag-Regisseurin Laura Scozzi auf Trab gehalten, nimmt trotz radikal-komischem Show-Schwung in Bild und Ton mit Vorstellung Nr. 8 bereits Abschied. Verwunderlich!
–- Mehr Aufführungen als beide Opern zusammen hat Schillers
WILHELM TELL im Schauspielhaus hinter sich, wenn er die Eidgenossen letztmals zwischen Sofas und Stehlampen zum Schwur bei geflügelten Worten versammelt. Daniel Scholz in der Titelrolle des Klassikers mit dem Apfelschuss.
Termine: Wozzeck (2. April) -- Die Italienerin in Algier (1./15./ 17./23. April) im Opernhaus -- Wilhelm Tell (9. April) im Schauspielhaus.

DA SHOW HER. Als der Broadway bei seiner Jagd nach verwertbaren Hollywood-Erfolgen schon etwas außer Atem geraten war, entstand frei nach Billy Wilders wunderbarem Film in Jules Stynes Factory SUGAR - MANCHE MÖGENS HEISS. Was wiederum in den seit Jahren gepflegten Nürnberger Entertainment-Schwerpunkt von Musicals aus der Nostalgie-Ablage passte. Es ist eine tänzerisch turbulente, ansonsten sicher nicht die beste Aufführung des Jahres geworden, aber sie dominiert (noch bis Juli) eindeutig im Spielplan, wo sie 26 Vorstellungen erreicht. Was dann präzise drei mehr sind als die drei drumherum entstandenen Opernhaus-Produktionen „Boris Godunow“, „Italienerin in Algier“ und „Wozzeck“ zusammen stemmen konnten. -- Beim Schauspielhaus-Rekordhalter wird auch gesungen und – wenn man es so nennen will – getanzt. Also: Show! Mit 21 Aufführungen in der laufenden Saison bleibt die juchzende Senioren-Travestie EWIG JUNG aus dem Vorjahr mit den dank unerschrockener Maskenbildnerei faltenreich nachgereiften Original-Schauspielern beim Bunten Abend im Künstler-Altersheim der 100-Prozent-Erfolg des Hauses. Nebenbei auch Mitmachtheater entlang der Oldie-Hitparade, denn am Ende steht das Publikum ganz selbstverständlich zum Chor-Einsatz bereit.
Termine: Sugar (8./21./29. April) im Opernhaus -- Ewig jung (7./16./27. April) im Schauspielhaus.

SPIELPLAN-DAUERLÄUFER. Sie sprechen inzwischen fast schon für sich, diese vom Publikum besonders geschätzten Aufführungen. Das wunderbar entspannte Hör/Schau-Spiel WINNETOU um Karl May und seine gefiederten Hochstapler-Wachträume (inzwischen der dienstälteste Erfolg im Spielplan) bleibt mit Thomas L. Dietz und Philipp Weigand köstliches Naschwerk. -- Das Comeback von Tennessee Williams‘ mächtig schwitzendem Familiendrama DIE KATZE AUF DEM HEISSEN BLECHDACH hat in der Inszenierung von Georg Schmiedleitner, aber mindestens so sehr durch die Intensiv-Darsteller Josephine Köhler, Stefan Willi Wang und Michael Hochstrasser die Zuschauer neuerlich entflammt. -- So lange wird das Haltbarkeitsdatum des Prozess-Dramas TERROR, in dem Ferdinand von Schirach das Publikum zu Schöffen macht, nicht andauern. Aber vorerst ist das von Frank Behnke gelenkte Spiel zwischen der Justiz und dem „Volksempfinden“ samt Einladung, mal kurz das Grundgesetz zu brechen, weiterhin gefragt. Jetzt mit neuem Angeklagten: Frederik Bott hat übernommen.  --  Und schließlich die Fortschreibung von George Orwells Big-Brother-Utopie des bedrohlichen Staates in die nahende Zukunft: Das neue britische Stück 1984, von Regisseur Christoph Mehler wie eine raffinierte Wort-Oper auf Cinemascope-Bühne ausgebreitet und visionär ins Jahr 2050 verlängert, ist seit der Premiere quasi von Vorstellung zu Vorstellung aktueller geworden. Michaela Domes spielt da inzwischen mit. In den USA kletterte sogar das Original-Buch wieder in die Bestseller-Listen – aus gegebenem Anlass. -- Eine Transfusion für die dramatische Kunst ist dieses Stück nun wirklich nur bedingt, aber die Schleierblick-Magie der schrägen „Blutgräfin“ fasziniert die Zuschauer offensichtlich doch. Was Nino Haratischwili unter dem schlicht gewaltigen Titel SCHÖNHEIT schrieb, ist schwarze Romantik in grotesken Schnörkeln. Nicola Lembach spielt nach historischem Vorbild in heutigem Bewusstsein die scheinbar mächtige Frau im anscheinend noch mächtigeren Gegenwind des gesellschaftlichen Rollenspiels. Wie dieses Diva-Monster zwanghaft gegen alle Vernunft das Blut junger Mädchen als Kosmetik für nur scheinbar unzerstörbare Makellosigkeit nutzt, den viel zu jungen und doch so nett & nackt erotisch dienstbaren Mann an der Seite verratend, ist das Gruseln nicht auszuschließen. Die Inszenierung von Petra Luisa Meyer vergnügt sich mit Geisterbahn-Runden.
Termine: Die Katze auf dem heißen Blechdach (2./29. April, dann wieder ab 18. Mai) -- Terror (4. April) im Schauspielhaus – Schönheit (7./16./29. April), 1984 (3./10. April) -- Winnetou (17. April) in den Kammerspielen.
 
STAATSTHEATER NÜRNBERG
Richard-Wagner-Platz 2-10, Nürnberg
staatstheater.nuernberg.de


GOSTNER HOFTHEATER

PREMIERE. Da hat das Gostner Hoftheater, wie früher schon bei Yasmina Rezas „Kunst“, Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ und kürzlich bei Marius von Mayenburgs „Stück Plastik“, den großen Bühnen der Region einen rasanten Text weggeschnappt. DER HERZERLFRESSER des Grazers Ferdinand Schmalz (inzwischen 32 Jahre alt und mit seinem Hang zu mutwillig verkasperter Ungeheuerlichkeit für manche Kritiker der legitime Nachfolger von Werner Schwab samt gewissem Jelinek-Einschlag) wurde am Akademietheater der Burg in Wien, aber auch in Berlin und Leipzig gespielt. Vorlage: Besessen vom Aberglauben, dass man nach dem Verzehr der Herzen von sieben Jungfrauen unsichtbar werden kann, wird anno 1786 ein Knecht zum Serienmörder. Nachhall: Hunderte Jahre später schildert Dramatiker Schmalz die Entstehung eines ländlichen Einkaufszentrums, das (Achtung, Metapher!) auf Sumpf gebaut ist. Kurz vor der Eröffnung wird dort eine weibliche Leiche ohne Herz entdeckt – aber der Bürgermeister lässt sie heimlich entsorgen, damit der neue Herzerlfresser die Konsum-Stimmung nicht verderben kann. Und die Musi spielt dazu. Von „Kalauergewittern“ und „kritischem Volkstheater“ berichten die Kritiker und lassen sich vom „Shootingstar der neuen Autoren-Szene“ zu gezielter Geschmacklosigkeit verführen. Die Figuren des Stückes, schreibt ein Rezensent grimmig lobend, „haben Fleisch“. Hm, Schmalzfleisch? Gastregisseur Thomas Klischke, am Dehnberger Hof Theater mit sanfteren Tönen des Mitmachtheaters für junges Publikum im Einsatz, inszeniert voraussichtlich ätzend mit Helwig Arenz, Nilz Bessel, Johanna Steinhauser, Christin Wehner und Thomas Witte.
Premiere: 26. April, weitere Termine: 27./28./29. April, dann wieder ab 3. Mai im Gostner Hoftheater.

GASTSPIEL. Seine Satire war schon immer so viel mehr als Sketch-Kabarett: SIGI ZIMMERSCHIED hat spätestens seit seinem unvergesslichen Solo „Ausschwitzn“ einen Sonderstatus in der deutschsprachigen Kleinkunstszene. In Bayern sowieso. Er macht große Kunst, die besten Programme des aufsässigen Niederbayern sind nicht Pointenschleudern, sondern abgründiges Psychotheater mit Knalleffekt. Inzwischen hat er per Karriere als Charakterschauspieler zugelegt, aber kein TV-Erfolg kann ihn von der Fortschreibung seiner lebenslangen Brettl-Mission abhalten. In der neuesten Produktion DER SIEBTE TAG steckt der Gottesbeweis, den vom Passauer Ex-Ministranten mit Distanz zu Vater Staat und Mutter Kirche niemand mehr ernsthaft erwartete. Da hat der Schöpfer hoch droben die weitere Existenz der Welt davon abhängig gemacht, dass seine mit freiem Willen und Humor ausgestatteten Geschöpfe Letzteren mindestens einmal pro Woche beweisen. Aber Gottvater kann schon lange nicht mehr lachen über sie und spielt bereits apokalyptisch mit dem Vernichtungshämmerchen. Assistent Engelbert Erz (alias Zimmerschied) muss in den verbleibenden zwei Vorstellungsstunden bis zum Untergang mit dem Publikum den Durchbruch zur Heiterkeit finden. Nach der Münchner Premiere kürzlich überschlugen sich dort die Kritiker vor Begeisterung. Jedes Jahr kommt Sigi Zimmerschied pünktlich mit seinen aktuellen Stücken ins Gostner, seit eh und je sein fränkisches Stammhaus – auch diesmal wird das zum Ritual mit Ortswechsel:
Drei Abende in Gostenhof, dann zwei weitere im größeren Hubertussaal in Gibitzenhof. Es könnte ein Jahres-Highlight werden.
Termine: 4./5./6. April im Gostner Hoftheater, dann 7./8. April im Hubertussaal.

GASTSPIEL. Als „TheaterDosis“ bieten drei Akteure ihren Wortspieltrieb mit Texten von Ernst Jandl an: ALLEN ERNST lautet der Titel, der die längst klassisch gewordene experimentelle Lyrik des österreichischen Kopfstand-Poeten mit der feixend fixierten Begegnung von zwei desorientierten Nobelpreisträgern unter dem Stücktitel „Die Humanisten“ ergänzt.
Termin: 8. April im LOFT des Gostner Hoftheaters.

GOSTNER HOFTHEATER
Austr. 70, Nürnberg
gostner.de


HUBERTUSSAAL

PREMIERE. Das Projekttheater Dreamteam entwickelt den eigenen Blick auf die Bühne. Im Ensemble „aus Menschen mit und ohne Behinderung“ wird witzig-spitziger Humor und kritische Distanz gepflegt. Es darf durchaus drastisch sein, was da gespielt wird. Motto: Statt „Betroffenheit“ lieber „Gänsehaut und Nervenkitzel“. Die neue Produktion ALLEIN UNTER WÜRMERN spielt am Friedhof („Spaß muss sein – sonst kommt keiner zur Beerdigung“), den ein Konzern zur Event-Stätte machen will – was eine Widerstandsbewegung unter Verstorbenen, Trauernden und Gogerern auslöst. Nachdenkliche Momente verspricht das Dreamteam auch, aber vor allem „viel, viel Spaß“. Oder um beim Titel zu bleiben, eine Aufführung zum Kringeln.
Premiere: 28. April, weitere Vorstellungen: 29./30. April im Hubertussaal.

HUBERTUSSAAL
Dianastr. 28, Nürnberg
gostner.de


TAFELHALLE

PREMIERE. Diesen „medienübergreifenden Film-Theater-Abend“ mit Bezug auf eine tatsächlich einst über Nürnberg hereingebrochene Katastrophe bietet der Frankfurter Multikünstler Stéphane Bittoun in seinem neuen Stück wie Totentanz mit Lokalkolorit. Über dem Reichswald stürzte vor 40 Jahren das mit Blumen gefüllte Transportflugzeug, das vom Volksmund sehr frei nach den berühmteren Berliner Luftbrücken-Rosinen schnell zum „Nelkenbomber“ getauft wurde, ab. Ein grausamer Gruß aus dem Himmel über der Stadt. Jetzt soll das nachrecherchierte, zum Drehbuch verarbeitete Unglück im Theater auf Kinoreife getrimmt werden. Ein Filmset auf der Bühne, eine übersensible Hauptfigur mit besonderer Klarsichtbegabung vor der Kamera. Zwischen Geheimdiensten, Sicherheitsfanatikern und Freiheitskämpfern erhebt sich DER TAG AN DEM ES NELKEN REGNETE – als Horror-Traumfabrikat in schleichend zum Überwachungsstaat mutierender Gesellschaft. Künstlerische und politische Wahrnehmung geistert im „Störbild“ der Protagonistin. Bühnen-Avantgardist Bittoun inszeniert keine traditionellen Textvorlagen, er entwirft immer Collagen aus Film und Theater. Zu den Schauspielern gehören also auch zwei Kameramänner. Die alternativen Spielstätten Mousonturm Frankfurt und Tafelhalle Nürnberg haben die Realisierung in Koproduktion ermöglicht.
Termine: 28./29. April in der Tafelhalle.

WEITER. Wenn der chronisch optimistische Kasper, der im Normalfall nicht Krokodile, noch Tod und Teufel fürchtet, von Depressionen und den Nachwirkungen eines satanischen Cocktails befallen wird, ist die Welt aus den Fugen. Weder die Frauen an seiner Seite (Gretel, Prinzessin, Großmutter) noch die wahren Werte des Alltags (Pfannkuchen) können bei KASPER IN TEUFELS KÜCHE die zeitweilige Krise im Holzkopf verhindern. Da ist der Wurm drin, und der muss raus. Tristan Vogt von Thalias Kompagnons hat mit seinem beidhändig-vielstimmigen Solo nach einem Text von Marc Becker, mit dem er laut Untertitel sogar DAS GEHEIMNIS DER SCHLECHTEN LAUNE enthüllen will, das Publikum erobert. Selbiges geht nach Kaspers gemütsbereinigter Wiedergeburt bestens gelaunt nachhause. Nach Abstechern ins Künstlerhaus zieht die Wanderbühne nun zurück zum Uraufführungs-Ort, dem Foyer der Tafelhalle. Ganz nebenbei ein empfehlenswertes Vorspiel zum Internationalen Figurentheater-Festival, das vom 19. bis 28. Mai folgen wird.
Termine: 12./13. April im Tafelhallen-Foyer.

LETZTER AUFRUF. Die Nürnberger Tanz-Compagnie Curtis & Co. reiht mit ihren Dance Affairs viele Projekte wie eine Perlenkette aneinander. Die aktuelle, im Spielplan letztmals wiederkehrende Aufführung zwischen Tanz und Theater hängt sich an die Wunderland-Alice und ihre Spiegelungen: In ALICE.ECILA reflektiert bereits im Titel das Konzept, das seit der Premiere weithin auf Zustimmung stieß.
Termine: 7./8./9. April in der Tafelhalle.

TAFELHALLE
Äuß. Sulzbacher Str. 62, Nbg
tafelhalle.de


KÜNSTLERHAUS

PREMIERE. Zunächst mal ist es wichtig, im Titel von Tina Geißingers sehr gerne skurril wirkendem Projekt die ersten beiden Worte streng getrennt zu halten: LANGE WEILE – EINE THEATRALE UNTERHALTUNGSVERWEIGERUNG positioniert sich gegen Reizüberflutung und verspricht („Handyverbot und Häppchen inklusive“) einen Abend der entspannten, unprogrammierbaren Kurzweil. Ohne Vertrauensvorschuss des Publikums geht das sicher nicht, wenn neben Gerd Beyer (der am Staatstheater den Club-Trainer Jenö Konrad in „Linke Läufer“ spielt) als zweiter Mitwirkender „wahrscheinlich eine Ameise“ angekündigt wird. Die B-meise dürfte dann wohl als Zweitbesetzung warten. Alles vor dem Hintergrund von genießerisch lang weilender Poesie, denn für „literarische Betreuung“ ist Elmar Tannert zuständig.
Termine: 6./7. April im Künstlerhaus/Festsaal.

WEITER. Zwei Akteure (Lisa Sophie Kusz, Gunnar Seidel) und eine Livekamera nebst eigens entwickelter Herzschlagverschwendungsmaschine gehören zur Deutschland-Premiere von AFTER SUN, wo antike Mythologie mit dem ultimativen Kick der Gegenwart verbunden wird. Autor Rodrigo Garcia, ein Argentinier mit Wohnsitz Spanien, wurde mit Lars Eidingers Schaubühnen-Solo „Soll mir doch lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein anderes Arschloch“ in Deutschland bekannt. In Katja Kendlers Inszenierung wird umgesetzt, was er sich als Lebenszeit-Countdown ausdachte: Die Herzschläge der Spieler, vom Musiker gesampelt, geben den Rhythmus der Vorstellung an – je rauschhafter, desto schneller der Verbrauch der Restlebenszeit. Das Publikum kann die Verschwendung anfeuern, wenn es denn zynisch genug ist.
Termine: 12./13. April im Künstlerhaus/Festsaal.

KÜNSTLERHAUS IM KUNSTKULTURQUARTIER
Königstraße 93, Nbg
kunstkulturquartier.de/kuenstlerhaus    


STADTTHEATER FÜRTH

HIGHLIGHT ZUR LETZTEN RUNDE. Eine ganze Familie dreht sich auf dem Krisenkarussell, umschwirrt von vermeintlichen Dämonen und realen Hoffnungsträgern. Ein Musical um Depression und Drogenmissbrauch? Aber ja! Als Brain Yorkey 2009 am Broadway sein Stück NEXT TO NORMAL mit der wie aus der Wundertüte schöpfenden Pop-/Balladen-Musik von Tom Kitt vorstellte, waren alle verblüfft. Eine Mutter rappelt sich hoch aus den Todesängsten, spült die rezeptpflichtigen Psycho-Bonbons durch die Toilette und grüßt sarkastisch „die glücklichste Kanalisation der Welt“. Mit 30 Songs, im Stil einer Rock-Oper durchkomponiert, kann dieses besondere Show-Stück nicht nur singen und tanzen, sondern hat auch etwas zu sagen. Energie für Leib und Soul. Das gab in den USA erst den Musical-Oscar Tony Award und dann gar den Pulitzer-Preis fürs beste Drama. Die anspruchsvolle Produktion in Fürth mit dem Titel FAST NORMAL konnte nur entstehen, weil dort Intendant Werner Müller die Besten der (auch) deutschsprachigen Szene zum Projekt versammelte. Pia Douwes aus den Niederlanden vornedran. Ehe das Ensemble nach Dresden weiterzieht, gibt es am Entstehungsort noch vier Zugabevorstellungen.
Termine: 15./16. (nachmittags + abends)/ 17. April im Fürther Theater.

GASTSPIEL. Die letzte Nürnberger Inszenierung von Peter Tschaikowskys melancholischer Puschkin-Oper PIQUE DAME liegt schon so weit zurück, dass man das attraktiv schwarzromantische Werk, das eigentlich zu den meistgespielten weltweit gehört, hier durchaus zu den Raritäten zählen kann. Das Gastspiel des kleinen, feinen Ulmer Theaters mit der Inszenierung (übrigens, noch eine Seltenheit, in deutscher Sprache) des für seine phantasievollen Bilder bekannten Kölner Regieprofessors Igor Folwill wird vom südkoreanischen Dirigenten Joongbae Jee geleitet.
Termin: 5. April im Fürther Theater.

STADTTHEATER FÜRTH
Königstr. 116, Fürth
stadttheater.fuerth.de


THEATER ERLANGEN

PREMIERE. Geschrieben hat Marius von Mayenburg, der Hausautor der Berliner Schaubühne, diese wirkungssichere Komödie mit belustigtem Blick auf den so auf- wie abgeklärten Mittelstand zwischen  Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg. Was er dem Titel STÜCK PLASTIK gegeben hat, ist ein stolpernder Bonmot-Aufmarsch wie schaumgeboren aus dem Gebrodel gesellschaftlicher Wahrheit – allerdings in blitzblanken Klischees gespiegelt. Political correctness ist wie Bühnennebel eingesetzt. So wie man einst in Nürnberg den Witz des GRIPS-Musicals „Linie 1“ verstand, obwohl hier noch gar keine U-Bahn gefahren war, so fühlt man sich jetzt nahe dran an der schräg weltstädtischen Familien-Story mit beiläufig verbalem Kinder- und Künstler-Bashing. Am Gostner Hoftheater kehrt die durchaus mit der Berliner Uraufführung vergleichbare und ständig ausverkaufte Produktion zur zweiten Serie im Herbst zurück, in Erlangen wird auf der größeren Bühne die eigene Fassung probiert. Die Voraussetzungen sind gut, Gastregisseur Ekat Cordes hat im Markgrafentheater schon bei der szenischen Lieder-Show „Heimat Erlangen“ mit leichter Hand schwer beeindruckt.
Premiere: 27. April, weitere Vorstellungen: 7./8. Mai im Markgrafentheater

PREMIERE. Wie können wir mit einfachsten Mitteln die Welt verbessern? Gute Frage, geht‘s auch ein paar Nummern kleiner? Zum Versprechen von WELTVERBESSERUNGSTHEATER schwärmt das Erlanger Produktionsteam „im Dienst des Guten“ zum Klingelputzen aus und nimmt Kontakt zu allen erreichbaren Bevölkerungsgruppen der Stadt auf. Sie wollen nicht nur spielen, sondern nach modifizierter Pfadfinder-Sitte helfen. Jede Vorstellung eine gute Tat! Da können RTL und Zeugen Jehovas noch was davon lernen. Was bei den Aktionen rauskommt (vom schöner arrangierten Büro über das Angebot von Hausmusik in der Sozialwohnung bis zum passformvollendet umgeschneiderten Kleidungsstück) wird dokumentiert und für die Bühne verarbeitet. Helge Schmidt (Konzept und Regie) löst damit seinen Sieg beim ersten Regienachwuchswettbewerb ein, drei Schauspieler helfen bei der Umsetzung vor und während der Vorstellung.
Premiere: 28. April, weitere Vorstellungen: 29. April, 4. bis 6. Mai in der Garage.

PREMIERENFRISCH. Wer kommt denn bloß auf solche Ideen: Weißblaue Rauten und ein bayerischer Biergarten für William Shakespeares ROMEO UND JULIA. Die berühmte Love Story unter verfeindeten Sippen aus Verona nun im Schatten des Oktoberfestes als Kampf zwischen Maßkrug und Pizza – die Wirtschaftswunderjahre mit den „Gastarbeitern“ werden herbeizitiert. Und Stimmungsmusik dröhnt zur Polonaise, bis schließlich Peter Alexander und Adriano Celentano von Bob Dylan abgelöst sind. Mario Neumann und Nina Steils spielen ein tolles Titelpaar in ungestüm jugendlicher Naivität – ansonsten sorgt ein Kampfchoreograph dafür, dass zwischen den Dichterworten immer Platz bleibt für mächtige Raufereien mit schallenden Ohrfeigen und krachenden Stürzen. Regisseur Eike Hannemann (der in Nürnberg mit „Winnetou“ dauerhaft präsent ist) wollte Spektakel und Kulissenwechsel, die Gewissheit von Halleluja-Fäusten und die Ahnung von Dirndl-Gejodel. Drei Stunden lang ist immer was los – und sei es ein Pater Lorenzo mit rezeptpflichtigem Kräutergarten.
Termine: 6./8. April, dann wieder 11./12. Mai im Markgrafentheater.

LETZTER AUFRUF. Knapp gefasst und zielsicher pädagogisch hat Elina Finkel in Erlangen Max Frischs immer wieder wellenartig aktuell werdendes „Lehrstück ohne Lehre“ inszeniert. Nur 90 Minuten dauert BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER – die Story vom ehrbaren Bürger, der sich den Terror direkt zur Untermiete ins Haus lädt – in dieser Fassung. Während in Nürnberg an den Kammerspielen grade der „1984“-Erfolgsregisseur Christoph Mehler seine Version des modernen Klassikers probt (am 9. Juni ist Premiere), lädt die Nachbarstadt noch an drei Abenden zum vorwegnehmenden Vergleich ein.
Termine: 2. und 30. April, letztmals 2. Mai im Markgrafentheater.

THEATER ERLANGEN
Theaterplatz 2, Erlangen
theater-erlangen.de


DEHNBERGER HOF THEATER

DAUERLÄUFER. Neben „Pension Schöller“ (siehe Schauspielhaus) und „Der Raub der Sabinerinnen“ (zuletzt mit Katharina Thalbach auf Tour in Fürth) gehört CHARLEYS TANTE zur Klamauk-Dreifaltigkeit des deutschen Amüsiertheaters. Junger Mann schlüpft mit „Huch“ und „Hach“ in die Kostüme seiner Tante, damit er an deren Millionen-Erbe kommt. Weil der drastische Travestie-Touch den Ur-Verdacht des Spießer-Humors nie ganz abschütteln konnte (schließlich hatten sich sowohl Heinz Rühmann wie Peter Alexander zur Erhöhung der Heiterkeitsquote den Busen ausgestopft), zögern seriöse Theater beim Herrenwitz-Tumult von Brandon Thomas oft. Fürs Dehnberger Hof Theater schrieb Regisseur Marcus Everding deshalb eine eigene Fassung, die zu Zeiten des Titanic-Untergangs spielt, also eine ganze Gesellschaft als metaphorische Dekadenz-Kulisse auf der historisierenden Bühne ahnen lässt. Gelacht wird trotzdem viel, deshalb gibt es auch in diesem Monat wieder Zugabevorstellungen.
Termine: 29./30. April im Dehnberger Hof Theater.

DEHNBERGER HOF THEATER
Dehnberg 14, 91207 Lauf /Pegnitz
dehnbergerhoftheater.de



FÜR CURT: DIETER STOLL,
Theaterkritiker und langjähriger Ressortleiter „Kultur“ bei der AZ.
Als Dieter Stoll nach 35 Jahren als Kulturressortleiter der Abendzeitung und Theaterkritiker für alle Sparten in den Ruhestand ging, gab es die AZ noch. Seither schreibt er weiterhin, zum Beispiel überregional für Die Deutsche Bühne und ddb-online (Sitz Köln) sowie für nachtkritik.de (Sitz Berlin). Außerdem veröffentlicht er monatlich im Straßenkreuzer seinen Theatertipp. Aber am meisten dürfen wir uns über ihn freuen. DANKE!




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