Claudias Kinoempfehlungen im April
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Wilde Mischung haben wir diesen April. Dürfte dem Wetter in nichts nachstehen. Aber das kommt davon, wenn man experimentiert.
NICHTS ZU VERSCHENKEN
AB 06.04. // IM CINECITTA
Tatsächlich habe ich mich auf die Suche nach einer Komödie gemacht. Die können doch nicht alle dumpf amerikanisch sein. Und das Thema Geiz bietet sich perfekt dafür an. „Sparsamkeit kann ganz schön teuer kommen“, heißt es hier. Ein wahrer Satz und ein Regisseur, der sonst Thriller dreht, das macht Hoffnung. Bleibt Dany Boon, dessen Charme mir trotz seiner Erfolge verborgen bleibt. Als Meister der Violine könnte er ein sorgenfreies Leben führen, wäre da nicht sein Pfenniggefuchse. So eine Senfpackung vom Imbiss kann lang reichen, wenn man sie schlau wiederverschließt und Verfallsdaten ignoriert. Französische Komödien haben die Eigenart, es ziemlich eilig zu haben, viele Gags aber verderben den Brei. Alleine aus dem Vorspann hätte man einen – vielleicht sogar lustigen – Film machen können. Doch mit seinem „Viel hilft viel“ schleudert einem Fred Cavayé gute wie miserable Späße unselektiert um die Ohren. Dazu kommen gleich zwei Geschichten mit jungen Frauen, denn er wird „plötzlich Papa“ und ist „plötzlich verliebt“ – way too much. Schade ums gute Thema.
40 TAGE IN DER WÜSTE
AB 13.04. // IM CINECITTCA
Für ihn habe ich mir „Star Wars“ angeschaut, warum also nicht auch einen Film über Jesus? Vor 21 Jahren erschien Ewan McGregor schon mal abgemagert vor der Kamera: Als er sich für „Trainspotting“ auf Haut und Knochen herunterhungerte, dachten zum Dank etliche, der Typ sei tatsächlich ein Junkie. Jetzt wandert er 40 Tage durch die Wüste, fastet und betet, doch vor allem kämpft er. Wenn man den Anfang übersteht, ist das weit weniger langweilig, als man denken mag. Es passiert eine Menge, von wegen nur Sand. Jesus begegnet Gestalten und Menschen und philosophiert vor wunderbarer Kulisse. Der Kameramann filmte „The Revenant“ und „Gravity“ (Strike!), weiß also, wie schöne Bilder gehen. McGregor begegnet dem Bösen, übernimmt die Rolle von Engelchen und Teufelchen – natürlich beide. Mal ein ganz anderer Familienfilm, der super taugt, falls jemand einen Vater-Konflikt aufarbeiten möchte. Kann man anschauen. Freilich war Jesus in Ewans Alter längst … ist eine andere Geschichte.
HEY BUNNY
AB 27.04. // IM CINECITTA
Bescheidenheit ist überbewertet und so nennen Barnaby Metschurat und Lavinia Wilson ihre Filmfirma HOTCOUPLE. Stimmt ja. Nach einem Kurzfilm gibt es jetzt einen langen und den haben die beiden komplett selbst gemacht, das dauerte Jahre und bezahlt haben sie den wunderbaren Quatsch auch. Was ist „Hot Bunny“? Ein Konglomerat, ein feines Gemisch aus unserem Alltag, eingebettet in einen feenhaften Fantasiewettbewerb. Adam, ein Hacker, gerät in eine blöde Situation und unter unangenehmen Verdacht. Die Uni, für die er die Passwörter hat, und an der einst sein Vater und jetzt Lavinia (im Film eine Fremde, die ihm keinen Meter über den Weg traut) an Kaninchen liebevolle Forschung betreibt, diese Uni hat ein Leck. Stecken vielleicht Tierschützer dahinter, Weltverbesserer, die immer wieder Adams Weg kreuzen? Tolle Dialoge in einer gleichermaßen netten wie bescheuerten Geschichte und unter dem Knallbunten ist immer Platz für eine handvoll Wahrhaftigkeit. Achtung, am 29.04. opfern Barnaby und Lavinia trotz zwei kleiner Kinder einen Samstagabend, um Euch im Cinecitta zu treffen. Viel Glanz in unserer Hütte!
DER TRAUMHAFTE WEG
AB 27.04. // IM FILMHAUS
„Der traumhafte Weg“ ist ein traumwandlerischer Film, manchmal im guten Sinn, zeitweise auch im anstrengenden. Denn Meditation und Film sind zwei Paar Schuhe. Dabei hatte mich der Filminhalt sofort: Ein Liebespaar in Griechenland, niedliche Straßenmusiker. Er reist urplötzlich ab, lässt Theres zurück. Soweit 1984 in Griechenland. Dann sitzen wir mit dem rothaarigen Kenneth und seinem blinden Vater am Totenbett der Mutter. Es wird über Gefühle gesprochen – wieder eine Vater-Sohn-Geschichte, das Thema brummt diesen Monat. Ich hingegen dachte, es geht wie angekündigt mehr um das Wiedersehen 30 Jahre später in Berlin, auf das man den ganzen Film wartet. Vielleicht war es meine Ungeduld, aber ich hatte zu wenig geistiges Futter, um über diese Menschen mit ihren immer gleichen Klamotten nachzudenken. Sollte ich einen Film über Begegnungen empfehlen, schwenke ich um auf UNA UND RAY, der Anfang April anlief. Das ist harte Kost über eine Affäre zwischen einem Mann und einer 13-Jährigen. Viel später treffen sie sich wieder und sparen nicht mit Vorwürfen. Mich hat es auch erst geschüttelt, aber das ist interessant gemacht.
HAPPY BURNOUT
AB 27.04. // IM CINECITTA
Man merkt bei Kleinigkeiten, dass Wotan Wilke-Möhring weiß, was er da spielt und er wirkt weniger verkleidet als die meisten in dieser Rolle. Überall erhält der nette Punk Fussel einen kleinen Schnack, jeder kann ihn leiden, auch wenn er genau betrachtet ein Schnorrer ist. Nach wenigen Minuten ist klar, was das für ein Lebenskünstler ist. Blöd nur, dass sein HartzIV-Zuschuss auszufallen droht. Daher landet der Anarcho-Fan in der Klinik für Burnout, wo er nach sechs Wochen eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bekommt und zurück in seine soziale Hängematte springt. Wie, wieso? Ja, die Story ist schwach, aber André Erkau inszeniert das so schön. Er kann das Leichte, ohne plump zu sein. So einen Film braucht man ab und zu, in dem Unzulänglichkeiten nicht in Katastrophen enden. Eigentlich eine Komödie. Eine Komödie! Hätte ich nicht in die französische Ferne schweifen müssen. Hier ist sie. Alles anders als erwartet diesen Monat.
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