Claudias Kinoempfehlungen im März

MITTWOCH, 1. MäRZ 2017

#Babylon Kino, #Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Film, #Kino

Der Mann als Schweiger und Schläger ist mit Ausnahme der Doku Thema aller März-Filme. Dabei ergeben sich fast beängstigende Parallelen.

WILDE MAUS
AB 09.03. //  BABYLON KINO, CASABLANCA
Der Mann, der schweigt und grollt, Part eins: Es ist manches nicht wie sonst im Regiedebüt des Österreicher Kabarettisten Josef Hader. Allen voran er selbst. Als Kulturjournalist mit Frau und Erfolg ist er männlicher als in anderen Rollen. Erst flirtet er, dann fliegt er und dann nützt es ihm nichts, dass er das Chaos nicht sogleich angesaugt hat. Denn jetzt kommt’s. Seiner Frau (Hobby: Warten auf den Eisprung) verschweigt er, dass er keinen Job mehr hat und treibt sich am Rummel rum. Dort trifft er einen alten Bekannten und orientiert sich neu. Sein Hass gilt seinem Chefredakteur und irgendwie hab ich überlegt, ob man diesen Wiener Musikkritiker als Nachfolger von Michael Douglas in „Falling Down“ sehen kann. Sozusagen der Austria-Ausraster. Die auseinandergelebte Ehe samt Boshaftigkeit des Protagonisten ziehen sich zeitweise ein bisschen, um in ein furioses überraschendes Finale zu münden, bei dem wir uns erschrocken die Hand vor den Mund legen. Ist schon gut.
 



MIT SIEBZEHN
AB 16.03. //  CASABLANCA
Verdammt kalte Gegend, in der Thomas mit seinen Adoptiveltern wohnt. Drei Stunden stapft der Junge mit dem Afro vom heimischen Bauernhof durchs Tal in den Pyrenäen, um in die Schule und zurück zu kommen. Das mit dem Abi wird eng. Die nette Ärztin des Dorfes nimmt ihn auf, als seine Mutter schwanger ins Krankenhaus muss, denn kurze Wege bedeuten auch, er kann mehr lernen. Damien, der etwas jüngere Sohn von Frau Doktor, ist nicht begeistert, ist er doch schon mit Thomas in einer Klasse. Es schwelt was zwischen den beiden Jungs. Und es könnte in verschiedene Richtungen kippen. Es ist nicht leicht, eine besondere und jederzeit spannende Coming-Of-Age-Geschichte zu erzählen. Dem französischen Jugenddrama gelingt es sogar, ein okayes Umfeld ohne Kitsch darzustellen und wirkt in jedem Bereich sehr echt. Empfehlung.
 


ZWISCHEN DEN JAHREN
AB 16.03. // CASABLANCA
Peter Kurth und Karl Markovics seh ich gern. In Kombination sind sie ein Pulverfass. Ersterer hat in „Zwischen den Jahren“ die Frau und die Tochter von Markovics ermordet. Blöd nur: Es war eine glückliche Familie. 20 Jahre später ist der Familienvater im Arsch und der Ex-Knasti dabei, ein vernünftiges Leben aufzubauen. Das kann der Witwer dem Mörder nicht gönnen. Melancholische Bilder und eine dichte Story schmiegen sich um zwei präzise arbeitende Akteure. Wie viel Tiefe man einem Charakter geben kann, zeigt Kurth, was exekutierende Dialoge sind, zeigen sie zusammen. Wieso bekomm ich kein neues Leben, fragt Markovics, der immer noch seine Frau und sein Kind auf dem Anrufbeantworter hat. Es scheint der Monat der echten Filme zu sein, dieser hat geniale Momente und treibt einen in seiner Ausweglosigkeit fast in den Wahnsinn. Exzellent.
 

 
BAUER UNSER
AB 16.03. // CINECITTA, CASABLANCA
Man ist hier um Sachlichkeit bemüht. Es wird niemand in die Pfanne gehauen, nur widergegeben. Was dem einen eine sachliche Info, ist für den anderen widerliche Arroganz, das überlässt Regisseur Robert Schabus dem Auge des Betrachters. Er stellt nur zusammen und zwar alle Informationen über die Landwirtschaft in Österreich, Europa und der Welt, vom wirtschaftlichen oder vom ethischen Standpunkt betrachtet. Produzent ist der gleiche wie beim erfolgreichen Bienenfilm „More Than Honey“ und dem Doku-Klassiker „We Feed The World“. Wer nach diesem Input Redebedarf hat, kann am 18.3. den Abend mit Robert Schabus verbringen, der zum Filmgespräch abends ins Casablanca kommt.
 


DER HUND BEGRABEN
AB 23.03. // CASABLANCA
Es gibt unglaubliche Parallelen zwischen „Wilde Maus“ (Mann wird entlassen, Variante Österreich) und „Der Hund begraben“ (die deutsche Version im direkten Vergleich). Hans (Justus von Dohnányi) steckt in der Krise. Er wird von einem Finnen ersetzt und zuhause kommt er nicht mal dazu, zu erzählen, was ihm passiert ist. Er fühlt sich schon länger schlecht. Nicht weil die Längsstreifen seines Pyjamas ihn kaum schlanker wirken lassen, sondern generell. Dann kommt auch noch dieser Köter, sitzt auf der Terrasse und will rein. Natürlich wird der Streuner von den Damen des Hauses sofort ins Herz geschlossen und Hans noch mehr ignoriert. Die Tochter nennt ihn Kurt, nach Kurt Cobain. Doch das Glück währt nicht lange. Es kommt wie in Josef Haders „Wilde Maus“ Georg Friedrich ins Spiel. Wenn der was kann, dann sind es seltsame Typen. Den gibt er hüben wie drüben. Lust auf zwingende Verwicklungen und ein brillant inszeniertes Ende, dann bitteschön.  
 




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