Claudias Kinoempfehlungen
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Ein ganz und gar abseitiges Thema zieht sich durch diesen Kinomonat: Der Mann als Unsympath. Gibt's doch nicht. Und wieso kommt in den Kritiken in diesem Zusammenhang gleich zweimal das Wort Porno vor?
VOLT
AB 02.02. // CASABLANCA
Volt heißt er, weil er unter Strom steht. Schon ein bescheuerter Name, lacht die Frau mit der Volt schläft. Es ist die einzige Szene, in der meiner Erinnerung nach überhaupt gelacht wurde. Es gibt auch wenig Grund dafür in einem Deutschland mit Transitzonen. Die Cops unter Leitung von André Hennicke halten die Menschen in naher Zukunft dort in Schach, bis über Rein oder Raus entschieden ist. Volt ist einer von ihnen und bringt einen Flüchtling um. Danach wird es noch ungemütlicher als vorher. Die Situation eskaliert, die Polizisten schweigen. Trotz Drehbuchschwächen und einem unglücklichen Anfang, vergisst man schnell, dass Benno Fürmann in der Rolle der Titelfigur unlogisch handelt. Denn es geht vor allem um die verdammt düstere Vision dieses Lands. Tatsächlich fand ich „Volt“ erst mit dem Abspann gut. Am 5. Februar ist der Regisseur Tarek Ehlail zu Gast im Casablanca.
Fußnote: Benno Fürmann näherte sich auch schon 2008 in „Wolfsburg“ einer Frau, der er nicht sagte, dass er für den Tod ihres nächsten Verwandten verantwortlich ist.
MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI
AB 16.02. // CINECITTA
Wer diesen Film anschaut, ist nur am Staunen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer Mein Leben als Zucchini sieht, ohne berührt zu sein. Das absolute Meisterwerk des Monats, ein schönes und bescheidenes Unikat. Der blauhaarige Zucchini und sein Regisseur können sogar einen Oscar gewinnen, denn der bunte Stop-Motion-Film aus der Schweiz ist auf der Liste für die 89. Academy Awards Ende Februar. Claude Barras nahm sich den Kinderroman von Gilles Paris und hat einiges geändert. Was bleibt, ist der neunjährige Junge, der, ich nenne es mal „aus Versehen“ zum Waisenkind wird. Er kommt ins Heim, wo er geknickt am Tisch sitzt und vom Punk des Hauses mit den Worten „Noch so ein Autist“ begrüßt wird. Doch nachdem man sich ein paar Mal zusammengefaltet hat, raufen sich die kleinen Freaks zusammen und als das Mädchen Camille dazustößt, ist Zucchini fast ein bisschen verliebt. Und ich auch.
T2 TRAINSPOTTING
AB 16.02. // CASABLANCA & CINECITTA
Eigentlich will man abwinken. Eine Fortsetzung von „Trainspotting“ kann nicht klappen und dann noch mit dem Zusatz T2, der ja zweifelsfrei zu Schwarzenegger und Terminator gehört. Aber klar ist auch, dass Danny Boyle kein Doofer ist. Und alleine schon der Trailer hat die gleiche Nervosität wie vor – Achtung! – 20 Jahren. Schnell, eklig, weniger Heroin, aber das heißt nicht Fuß vom Gas. Vom alten Film erinnert man sich nur noch ans Klo und an Iggy Pops Song. Egal. Das wird wieder geil, Kino wie es sein soll. Und mit allen von damals: Renton (Ewan McGregor), mittlerweile im Pornogeschäft, kehrt in seine schottische Heimatstadt Edinburgh zurück und trifft auf Sick Boy, Spud und Begbie. Sofort kommt die Erinnerung zurück. Den Drogen, der Freundschaft und dem Verrat immer noch nicht abgeneigt, geht es in eine zweite Runde und wer die Referenzen kritisiert, ist einer dieser Besserwisser, die früher alles besser fanden. Es macht Sinn, Teil 1 zu kennen. Sonntag früh um 11 ist eine super Zeit für „Trainspotting“. Am besten ohne Frühstück ins Casablanca, wenn's am 19.02. Bohnen, Heroin und himmlische Kamerafahrten zum Frühstück gibt.
LIEBMANN
AB 16.02. // FILMHAUS
So oft wie Antek (Godehard Giese) in seiner kleinen Ferienbude das Bett hin und her schiebt, ist schnell klar, der Mann ist nicht ganz unkompliziert und der Film wird wahrscheinlich Kunst. Nicht von ungefähr hat sich Liebmann in Nordfrankreich einquartiert, er nimmt sogar einen Job als Handlanger in einem Möbellager an. Nachbarin und Vermieter sind freundlich, fast ein wenig zu freundlich, wenn man lieber allein bleiben will. Irgendwas hat er. Doch das enthüllt der Film nur sehr langsam. Und auch der freundliche Sébastien kommt nicht dahinter, was Anteks Problem ist. Der Lehrer will ein neues Leben beginnen, und bei der Aussage des artifiziellen Dramas kann man sich auf „Schmerz will bearbeitet werden!“ einigen. Die Regisseurin hat nur ein paar Tage ihre Ideen gesammelt und dann in gut zwei Wochen verfilmt. Das ist fix.
LOWLIFE LOVE
18.02., 22.02. + 27.02. // KOMM KINO
Im Hotel Mama leben und japanischer Independent Filmer sein wollen – allein das ist schon eine sehr schöne Mischung. Low-Budget-Regisseur Eiji Uchida lässt es unfassbar krachen mit dieser durchgedrehten Story um Tetsuo, den 39 Jahre alten Typ, der sich an Mutters Geldbeutel vergreift, zum Dank, dass sie sich immer noch um ihr Balg kümmert. Toller Junge: Einmal einen kleinen Kino-Hit gehabt und jetzt stets dabei, jungen Studenten nix beizubringen in Seminaren zum Thema Schauspiel oder Drehbuch. Die Naivität anderer auszunutzen reicht ihm nicht, er hat noch einen Kumpel aus dem Porno-Bereich. Und das geht ja immer. So hässlich könnte es ewig weitergehen mit diesem schmierigen Typen, wären da nicht plötzlich Ken, ein toller Schreiber und die entzückende Minami. Das könnte ein wirklich guter Film werden! Doch kann Tetsuo es überhaupt noch? Böse.
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