Claudias Kinoempfehlungen im November
#Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #E-Werk, #Kino
Mach dich nackig ist das November-Motto und es fällt Männern scheinbar bei diesen Temperaturen leichter. Denn sie zeigen Gefühle.
A GOOD AMERICAN
AB 03.11. // KINO OFFEN
Spricht man das Wort Snowden aus, bewegt sich die Augenbraue des Anderen nach oben. So erhält auch dieser Film Aufmerksamkeit. Ein wichtiger Mann der NSA erzählt eine Menge. Das mit dem World Trade Center hätte nicht sein müssen, aber man ignorierte Signale. Im Nachhinein leicht gesagt, doch alle unterstreichen, wie schlau Bill Binney war, um den es geht. Das ist quasi Whistleblower in klein. Während Snowden im großen Stil verfilmt wurde, ist's hier nur eine Minidoku, die durch ihre künstlerische Illustrierung etwas unecht wirkt. Insgesamt zieht dich der Film nicht rein, du musst ihn schon sehen wollen.
WAS MÄNNER SONST NICHT ZEIGEN
AB 10.11. // CASABLANCA + E-WERK KINO
So hart wie die Steine, die zum Aufguss dienen, sind sie eigentlich. Finnische Männer. Wir sind mit ihnen in der Sauna, wo sie sich unterhalten. Gemäß der Tatsache, wenn man eh schon nackig ist, kann man sich auch gleich nackig machen, entstehen Märchen, beiläufige Beichten und neue Ideen von Romantik, deren Synchronisation ins Deutsche gut gelungen ist. Nie hätte ich geglaubt, dass skurrile Bilder unbekleideter Dicker (Dünner, Seltsamer) so zur Nebensache geraten können. Und wenn wir am Ende angekommen sind, wissen wir: Das war ein schöner Film, auch im ästhetischen Sinn. In keiner Sekunde wird jemand lächerlich gemacht.
IM NAMEN DER TIERE
AB 17.11. // MONOPOL MÜNCHEN
Ab und an müssen wir unser Bewusstsein schärfen, weil wir anders nichts verändern. Deswegen will ich IM NAMEN DER TIERE dabei haben, auch wenn er vielleicht nur in München läuft. Die Welt wäre eine andere, wenn jeder diese Tierdoku sähe. Lasst Euch mal auf der Zunge zergehen, was wir für einen Bissen Fleisch tun. Was wir mit Augen zu anderen antun. Ich empfehle ein Praktikum im Schlachthof. Nein, die Doku ist nicht so pathetisch wie ich, sondern von zwingender Logik. Und ich renne gern weiter gegen Wände und setze noch einen drauf in der Hoffnung, dass vielleicht jemand ein paar Schulklassen einen Kinobesuch finanziert.
PATERSON
AB 17.11. // CASABLANCA + CINECITTA
Jim Jarmusch hat so eine schöne Art zu erzählen. Kaum sitzen wir auf dem Rand des Bettes, in dem Paterson und seine Frau Laura aufwachen, fühlen wir uns schon heimisch. 11 nach 6, Paterson betrachtet seine Armbanduhr, die Kleidung liegt bereit. Vor ihm liegt eine Woche, in der er Bus fährt, seiner Tag und Nacht träumenden Frau zuhört und zum Biertrinken zum netten Wirt geht. Stoische Menschen waren oft Mittelpunkt vieler Filme und seit Bill Murray sie spielt, nerven sie mich. Es reicht nicht, mit Gleichförmigkeit hausieren zu gehen, der als Kylo Ren („Star Wars“) bekannte Adam Driver macht es besser. Hier sind die Kleinigkeiten ausgeleuchtet und es könnte jeden Tag etwas passieren. Und zwar mehr als ein Briefkasten, der sich aus seiner Verankerung löst. So geht das, das Leben filmen.
RADIO HEIMAT
AB 17.11. // CINECITTA
Ruppigen Ton mag ich ja. Von daher fühl ich mich im Ruhrpottfilm wohl. Frank Goosen gefällt mir als Romanschreiber und ergo kann mit dieser Achtzigerjahre Teenagerkiste nichts schiefgehen. Dachte ich, bis mich dieser Deko-Overkill überrannte. Ob beim Rückblick auf das erste Date der Eltern oder beim eigenen Rudern um die Gunst der schönen Carola Rösler haut der Regisseur so viele Klischees raus, dass auch die verkleideten deutschen Schauspieler nicht mehr wissen, wo es längs geht. Musik und Humor sind ganz gut, doch am schönsten ist der Untertitel.
VOLL VERKATERT
AB 17.11. // CINECITTA
Vermutlich findet sich keine Entschuldigung, und die Tatsache, dass ich diese Komödie unbedingt sehen wollte, ist peinlich. Ich könnte mich mit Kevin Spacey verteidigen, der die Hauptrolle spielt, aber wenn er in eine Katze verwandelt wird und sich in der ersten Nacht gleich mit Whiskey aus der Hausbar betrinkt, hilft der auch nicht weiter. Das ist eine Familienklamotte, plump animiert und erzählt. Wer sich heiratet, muss zusammenhalten und Kinder sind das Wichtigste im Leben, habe ich als Message herausgefiltert. Da ist auch Christopher Walken als Katzenflüsterer machtlos. American Kitsch.
ALOYS
AB 24.11. // CASABLANCA
Aloys legt Wert darauf, keine Bekanntschaften zu machen. Er will auch nicht das Fräulein kennen, das seinen Vater beerdigen soll. Er überlässt das Leben nicht gerne dem Zufall, ganz ähnlich bedenken die Ausstatter hier alles. Aloys trinkt Capri Sonne, weil es retro ist, und der Bus fährt natürlich alleine für ihn. Als misanthropischer Privatdetektiv beschäftigt er sich mit den Gesetzen zur Unsichtbarkeit. Die Bilder sind schön, die Handlung verwirrend. Dieses Projekt will unbedingt Kunst sein und so sind die Schritte des Mannes ins Leben eine Herausforderung auch für den Zuschauer.
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